Das Schreibwerkzeug arbeitet mit an unseren Gedanken.
Friedrich Nietzsche
Medien sind nicht neutral. Sie strukturieren Wahrnehmung. Darum ist es wichtig zu wissen, wie sie funktionieren. Wichtige Fragen sind zum Beispiel:
- Wie funktionieren Algorithmen?
- Warum zeigt eine Suchmaschine mir die Ergebnisse in dieser Reihenfolge an?
- Warum bekommt meine Freundin ein günstigeres Hotelzimmerangebot, obwohl wir exakt dasselbe eingegeben haben?
- Wie finanzieren sich Influencer?
- Was ist Mico-Targeting?
- Warum macht die Kameraeinstellung große Unterschiede?
- Warum ist Radio „Kino für den Kopf“?
Medien als Mittel der Kommunikation und Information sind allgegenwärtig. Und oft machen wir uns zu wenig Gedanken, wie sie funktionieren. Sie machen sichtbar oder lassen im Dunkeln, sie heben hervor oder lassen weg, sie agieren mit- und reagieren aufeinander. Mit anderen Worten: sie strukturieren („framen“ sagen die Fachleute) sowohl in ihrer Form als auch ihrem Inhalt.
Fast jeder weiß, dass es einen Unterschied macht, ob ich die Bildzeitung lese oder die FAZ. Aber kaum jemand nimmt davon Notiz, wie sehr sich mit Einsatz digitaler Medien das Vermitteln und Ermitteln von Informationen verändert. Lerne ich „draußen“ oder vor einem Display? Lese ich gezielt, um etwas zu verstehen? Oder lasse ich mich „berieseln“?
Zum Beispiel: Kamera- und Perspektiveneinstellung
Viele „Frames“ von Medien werden bewusst nicht wahrgenommen.
Lange waren in der „klassischen“ Medienberichterstattung Journalisten und Technik (Mikrofon, Kamera) „Puffer“ zwischen Zuschauer und Interviewtem. Der Kanzler oder die Kanzlerin schaut Zuschauer in der Tagesschau nicht direkt an – Politiker sehen an der Kamera vorbei. Zuschauer konnten also zuschauen, ohne „gesehen zu werden“.
Insbesondere die Corona – Krise hat diese Konvention zum Teil aufgehoben. Die Folge: Bei Videomeetings schauen Interviewte nun öfter direkt in die Kamera. Das verändert das Verhältnis zwischen Zuschauer und Interviewtem, also auch der Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren.
„Framing“ in Wort und Perspektive
Ob Politiker in die Kamera schauen oder uns an wird häufig nur subtil wahrgenommen – bestfalls als „etwas ist anders“. Gerade wenn „Frames“ nicht wahrgenommen werden, sind sie machtvoll. Medien framen neben Bildern und Perspektiven auch mit Worten. („Der Zustrom von Migranten“.)
Framing bedeutet, einige Aspekte einer wahrgenommenen Realität auszuwählen und sie in einem Text so hervorzuheben, dass eine bestimmte Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und/oder Handlungsempfehlung für den beschriebenen Gegenstand gefördert wird.“
“Robert Entman: Framing: Towards a Clarification of a Fractured Paradigm, 1993.“
Wissenschaftler wie die Linguistin Elisabeth Wehling sprechen davon, dass bis zu 70 Prozent der Informationsinhalte „geframed“ sind.
Inhaltliche Frames wirken dann immer besonders stark, wenn jemand keine Informationen oder Erfahrungen zu einem Thema hat bzw. unkritisch ist oder Inhalte aus Unkenntnis oder Bequemlichkeit übernimmt.
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