Mach‘ mit Medien

„Die Produktion eines Sehens ohne Blick ist nur die Reproduktion einer intensiven Blindheit.“

Paul Virilio, Die Eroberung des Körpers
Fotoquelle: Flickr / Luiza Peixe

Medien und ihre Produktion haben einen rasanten Wandel erfahren. Waren Veröffentlichung und massenhafte Verbreitung vor rund 50 Jahren noch wenigen Priviligierten vorenthalten, kann heute jeder „senden“ oder „posten“. An medialer Produktion und Nutzung lässt sich ein regelrechter „Generationsbruch“ im Umgang mit Medien festmachen. Zum einen bei den Nutzern. Zum anderen bei den Inhalten. Während die Älteren lineare Medienformate gewohnt sind (Ich schalte das Radio an und höre, was so kommt, ich schaue um 20.15 Uhr die Tagesschau) nutzen die Jungen „on demand“ und konsumieren, was sie interessiert zum Zeitpunkt, an dem es sie interessiert.

Foto: Hempelmann

Institutionelle Medienproduktion

Das Zeitalter „klassicher“ Medien kennzeichnet, dass Produktion und Distribution (Verbreitung) von Inhalten mehrheitlich in einer Hand waren. Daraus entsteht eine redaktionelle Verantwortung. Inhalte wurden/werden „kollektiv“ und trasparent erstellt – überprüft und überprüfbar von anderen.

Individualisierte Medienproduktion

Im Internet sind Produktion und Verbreitung von Inhalten in der Regel getrennt. Das erschwert die Frage der Verantwortung. Häufig wollen die Betreiber Sozialer Plattformen nur „bereitstellen, nicht zensieren“. Was immer dann zum Problem wird, wenn Inhalte andere diskreditieren oder Inhalte deutlich dem widersprechen, was als „real“ und „gesichert“ gilt.

Neben der redaktionellen, also inhaltlichen Verantwortung „framed“ bzw. strukturiert jede digitale Plattform Kommunikation. Sie ermöglicht und priorisiert dabei bestimmte Formen, vernachlässigt andere und schließt alternative Wege der Kontaktaufnahme aus. Das ist ein extremer Eingriff in den persönlichen Ausdruck eines jeden Einzelnen und die Dialogfähigkeit.

„Ich poste, also bin ich.“ Influencer „Twenty4Tim“ auf TikTok, abgerufen am 16.4.2023

Form und Inhalt

Die mediale Entwicklung hat dazu beigetragen, dass mehr Menschen ihre Sichtweisen verbreiten können – ohne Prüfung von Form und Inhalt. Einerseits ist das eine Chance neue, überraschende Blickwinkeln von „Jedermann und Jederfrau“ kennenzulernen, die vorher nicht sichtbar waren. Gleichzeitig verliert „Normalität“ ihre Sichtbarkeit. Und Mediennutzer:innen – sofern sie nicht offline gehen – müssen sich mit einer „Boulevardisierung“ von Inhalten oder der Verdrehung von Wahrheit auseinandersetzen.

Jedem sein eigenes „Programm“

Die Nutzung Sozialer Medien durch Minderjährige geschieht weitgehend unter Ausschluss von Eltern bzw. Schule auf Ebene Gleichaltriger. Viele informieren sich mittlerweile ausschließlich über Soziale Medien über aktuelle Geschehnisse. Der Wandel von Medien- und Kommunikationskulturen von einer Generation zur anderen bleibt überwiegend unreflektiert. So steigt die Gefahr einer „kommunikativen Blasenbildung“.

Wir setzen uns ein für generationsübergreifende Dialoge darüber, was sich ändert und warum. Dazu haben wir ein Workshopformat entwickelt. Mehr hier: